In der "Jahresschau 1923 bis l927" ist die Entwicklung der Elektrizitätsversorgung wie folgt beschrieben: "Im Jahre 1922 entschloss sich die Stadt zur Anlage einer Elektrizitätsversorgung. Da das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk bereits die umliegenden Ortschaften mit seinen Leitungsnetzen umfasste, wurde Licht- und Kraftstrom von diesem entnommen. Das im Stadtgebiet liegende Leitungsnetz, bestehend aus Freileitungen und Erdkabeln, wurde auf Kosten der Stadt erstellt. Für Nichteinhaltung von Zahlungsterminen im Jahre 1922 und infolge der Geldentwertung machte die Baufirma Siemens-Schuckert im Jahre 1924 eine Nachforderung von 135.000 Goldmark geltend. Im Wege der Verhandlung gelang eine Einigung auf 30.000 GM. Mit dem R.W.E. wurde lediglich ein Stromlieferungsvertrag auf dreißig Jahre abgeschlossen. Es wurde die Form des sogenannten A-Vertrages gewählt, d.h. die Stadt bezieht den Strom als Großabnehmer und verkauft ihn alsdann selbst an die angeschlossenen Abnehmer. Die Ausdehnung des städtischen elektrischen Leitungsnetzes erstreckt sich auch auf die vom Gas- und Wasserrohrnetz nicht bestrichenen Außenbezirke, so dass auch die landwirtschaftlichen Betriebe eine bequeme und dabei billige Betriebskraft zugeführt erhielten. Die Bevorzugung des elektrischen Stromes zur Beleuchtung und zum Betrieb von Motoren ist in kurzer Zeit allgemein geworden. Fast alle Gasmotoren sind durch die einfacheren Elektromotoren ersetzt. Um die Sicherheit der Stromversorgung zu gewährleisten, wurde die Zuführung des Hochspannungsstromes aus zwei getrennten Leitungen gewählt und zwar von Hinsbeck-Leuth und von Bracht-Heydthausen. Drei Umformerstationen, am Gaswerk, am Bruch und im Hofe des Bürgermeisteramtes, formen den hochgespannten Strom auf die niedrigere Gebrauchsspannung, 380 Volt für Motorenbetrieb, 220 Volt für Beleuchtung um. Die Elektrifizierung war derart rasch vorangetrieben worden, dass sich die städtische Gas- und Wasserkommission schon 1922 mit dem Anschluss von Stevensend, Schwanenhaus, Branderhof und Altenhof befassen konnte. 1926 gab es 514 Hausanschlüsse und 4852 Glühlampen. 130 Motoren wurden elektrisch betrieben. In diesem Jahr wurde auch die Straßenbeleuchtung von Gas auf Elektrizität umgestellt. 1932 gab es 989 Stromabnehmer in Kaldenkirchen. Die Einnahmen der Stadt aus der Stromversorgung konnten sich sehen lassen. 1937 flossen ihr daraus 15.322 Mark zu. Zwischen 1946 und 1965 wurde die gewaltige Steigerung der Stromabgabe von 450.000 kWh auf 6,359 Millionen kWh erzielt. Die inzwischen in einer Organisationseinheit der Stadtverwaltung zusammengefassten Stadtwerke versorgten 1966 rund 10.300 Menschen mit Strom, Gas und Wasser, sowie das Gebiet von Leuth mit Gas und Wasser. Strom wurde nach wie vor vom RWE, Gas von der Ruhrgas AG bezogen. Für die Wasserversorgung waren eigene Gewinnungsanlagen geschaffen worden. Das Netz der Freileitungen für den Strom umfasste zu der Zeit rund 30,3 Kilometer, das der Straßenbeleuchtung 26,4 Kilometer. Die Stromkabelleitungen waren 35,4 Kilometer lang. Die Länge der Rohrleitungen für die Verteilung von Gas betrug 38,4 Kilometer und die für Wasser 50,7 Kilometer". |
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