Der zweite Weltkrieg
 
Die Jahre von 1940 bis 1945 brachten Kaldenkirchen viel Not, Elend und Zerstörung. Am Ende stand eine vielfach beschädigte, evakuierte und ausgeplünderte Kleinstadt, in der sich viele ostdeutsche Vertriebene niederließen. Seit 1939 musste man hier erneut mit Einquartierungen deutscher Soldaten in beträchtlicher Zahl leben. Zusammenrücken, war die unausbleibliche Devise. Die nahe Grenzlage war die Ursache, das Kaldenkirchen diese Last in weit stärkerem Maße aufgebürdet wurde als vergleichbaren anderen Kommunen. Von den deutschen Soldaten bewacht und im Schutze des Westwalls ging die Bevölkerung Kaldenkirchens ihrem Tagwerk nach. Das Grenzwachtregiment 26 übernahm am 25.8.1939 den Grenzschutz, der erst im August 1940 wieder auf die Zollverwaltung überging. Ein sogenannter "Flandernzaun" wurde an der grünen Grenze errichtet, der illegalen Grenzübertritt verhindern sollte, und es wurde mit dem Bau starker Verteidigungsanlagen begonnen. Ein von der Richtigkeit der deutschen Politik überzeugter Zollbeamter stellt die Zeit des Kriegsbeginns wie folgt dar: "In Kaldenkirchen herrschte nach Einzug der deutschen Truppen reges Treiben. In dem sonst so ruhigen Städtchen war es ordentlich lebendig geworden. Tagsüber wurde fleißig gearbeitet und exerziert. Nach Feierabend traf man sich dann zu einem gemütlichen Beisammensein. Zu dieser Zeit hat manche Kaldenkirchenerin ihr Herz einem Soldaten geschenkt. Es war eine schöne Zeit, an die alle noch gerne zurückdenken". Nach dem erfolgreichen Überfall der Nazis auf Polen dachte man nicht nur in militärischen Kreisen an eine Verlagerung des Kriegsschauplatzes nach Westen. Da das Gespräch einer Räumungsmöglichkeit Kaldenkirchens umging, teilte am 30.10.1939 Pfarrer Dederichs im Kirchenvorstand die Übergabe von Urkunden, Büchern und Kunstgegenständen in staatliche Obhut mit. Im als sicher geltenden Kirchenkeller wurde die Bibliothek untergebracht. Emil BECKER schildert die Maßnahmen zur Grenzsicherung kurz vor und nach Kriegsbeginn genau und berichtet: "Im Hintergelände entstand Bunker neben Bunker, bereits vorhandene Feldstellungen wurden ausgebaut. Trotz der angeordneten Verdunklung erstrahlte die Grenzlandschaft in hellem Licht, denn jede Minute mußte jetzt ausgenutzt werden, um den Westwall auch in unserem Grenzabschnitt fertigzustellen. Der Kompaniegefechtsstand wurde am Schwanenhaus im Haus Maria=Helferin eingerichtet. Auch jenseits der Grenze herrschte in diesen Tagen Bewegung, die Niederländer befestigten ihre Ostgrenze. Unter Leitung französischer Ingenieure wurde dort an verschiedenen Verteidigungslinien gebaut, wobei das linke Maasufer besonders starke Befestigungen erhielt. Bunker reihte sich an Bunker. Alles deutete darauf hin, daß man in Holland einen Einmarsch deutscher Truppen befürchtete. In den Grenzorten drüben waren an Kirchtürmen und hohen Gebäuden Lampen angebracht, die nachts hell leuchteten. Scheinwerfer strahlten Nationalflaggen an, um zu zeigen, daß hier holländisches Gebiet sei. In militärischer Hinsicht ereignete sich in den ersten Kriegswochen mit Ausnahme des Erscheinens eines britischen Flugzeuges, das belanglose Flugblätter über Kaldenkirchen und dem Grenzgebiet abwarf' nichts von Bedeutung". Nach Beendigung des Polenfeldzuges wurden zahlreiche Divisionen an den Niederrhein verlegt, die Kompanien des III. Bataillons Infanterie Regiment 6 kamen nach Kaldenkirchen. Die 30. Division der Korpsartillerie ging im Januar 1940 im Raum Kaldenkirchen in Stellung. Eine wichtige Rolle in den ausgearbeiteten Aufmarschplänen gegen die Niederlande spielte der Bahnhof. Er war einer von zwei Ausladebahnhöfen zur Versorgung der 56. und 30. Division. Der größte Teil der Truppen zog Ende Januar in den Raum nordostwerts Kaldenkirchens. Der erste Kriegswinter verging in Kaldenkirchen problemlos. Was dann geschah schildert Emil BECKER in seinem Bericht wie folgt: "In den frühen Morgenstunden des 9. April 1940 wurde die Bevölkerung durch die Sondermeldung wach gerüttelt, daß deutsche Truppen die dänische Grenze überschritten und in Norwegen gelandet seien. Jeder stellte sich nun die Frage, wann wird es an unserer Grenze losgehen? - Am 9. Mai 1940 lag brütende Hitze über dem niederrheinischen Land. Die Kompanien und Bataillone des I. R. 6 waren am frühen Morgen ausgerückt, um die planmäßigen Gefechtsübungen nebst Scharfschießen bis zum Mittag zu beenden. Da rasselte um 13.37 Uhr im Divisions-Stabsquartier in Hüls der Feldfernsprecher: "Hindenburg 100535!" Und "Ludendorff 100535" fliegt es mit Kradmeldern (Funk war untersagt) hinaus zu den übenden Bataillonen und Kompanien. Die entscheidenden Stichworte waren damit gefallen. In Eilmärschen rückten die Kompanien zurück in ihre Kaldenkirchener Quartiere. In wenigen Stunden war die Marschbereitschaft hergestellt". Auch den folgenschweren Überfall auf die Niederlande am 10./11. Mai 1940 schildert BECKER militärgeschichtlich akribisch: "Gegen 3.00 Uhr zitterte ein jäher Lichtstrahl zum langsam sich verfärbenden Himmel. und ein starker Explosionsschall rollte donnernd vom Maastal herauf. Die Straßenbrücke von Venlo war in die Luft geflogen. Wie von diesem Signal ausgelöst, blitzte es nun weithin in der limburgischen Ebene an zahlreichen Stellen auf. Der bevorstehende Einmarsch war also erkannt worden, die niederländische Armee nahm den Kampf an. Auf den Gefechtsständen der I. R. 6 und 46 meldeten die Adjutanten um 5.20Uhr der Division die vollzogene Bereitstellung. Die Feuerbereitschaft der Artillerie war in Kürze zu erwarten. Von der Division kam umgehend das Stichwort "Ziethen" zurück; damit war das Antreten unwiderruflich. Um 5.30 Uhr, die Morgensonne tauchte gerade ihre ersten Strahlen in das weißlich wabernde Nebelmeer an der Maas, zog es von Osten laut brummend und dröhnend heran. Jagdflugzeuge der I./Jagdgeschwader 27 und der I./Jagdgeschwader 1 vom Flugplatz Krefeld=Bockum und Bombergeschwader aus dem Raume Köln-M.Gladbach überflogen in breiter Front die Grenze nach Holland. Ohne einen Schuß überwanden um 5:35 Uhr die Schützen der Kompanien in schnellem Sprung den deckungslosen Steilhang herab ins Wiesental der Maas und verschwanden eilends hinter Büschen und Knicks. Geländekundige Soldaten der 6. Grenzwachtkompanie führten Stoßtrupps der Infanterie und Pioniere ihren vorbestimmten Aufgaben zu. Beamte der Grenzzollämter Schwanenhaus und Heidenend besetzten gleich nach Beginn der Kampfhandlungen die jenseits der Grenze liegenden Zollämter und nahmen die dort noch anwesenden Beamten fest. Kurz nach 5:30 Uhr hatte ein aus Richtung Lobberich kommender Sonderzug der Reichsbahn den Bahnhof Kaldenkirchen passiert. Er beförderte einen Stoßtrupp von etwa 100 Mann des III. Bataillons Infanterie-Regiment 234 der benachbarten 56. Infanterie=Division mit einigen Soldaten des 3. Zuges der 6. Grenzwachtkompanie als ortskundige Führer. Der Zug sollte mit dem Stoßtrupp um 5.35 Uhr die deutsche Grenze passieren und versuchen, den Bahnhof Venlo zu durchfahren und bis zu der hinter dem Bahnhof liegenden Maasbrücke vorzudringen. Sodann sollte die Brücke bis zum Eintreffen der Masse des III. Batl. I. R. 234 gesichert werden. Das Unternehmen mißlang. Der Führer des Pioniertrupps, Leutnant Hertel (Pi=Batl. 156) war schon auf der Brücke am Kabel, als die Brücke durch Fernzündung hochging - mit Lt. Hertel und 9 Pionieren. Ohne Kampf überschritt die Gefechtsaufklärung der I. R. 6 und 46 die Straße Belfeld-Reuver-Swalmen, schob sich an die Maas heran und überschritt sie in kurzen Abständen. Der damit gebildete Brückenkopf ermöglichte dem Brückenbau=Bataillon 4 den Bau zweier Brücken, einer ersten bei Tegelen. einer zweiten, erst um Mitternacht fertiggestellten. zwischen Steyl und Baarlo. Über diese beiden Brücken verließen die letzten Teile der Division das rechte Maasufer. Die Soldaten der 6. Grenzwachtkompanie rückten vor bis zur Maas und gingen dort in Stellung. Gegen Abend kehrten sie zu ihrer Einheit an der Grenze zurück und versahen wie bisher Grenzwachtdienst. Nach dem Abschluß des Westfeldzuges traten die Zoll= und Hilfszollbeamten der Grenzwacht wieder im Rahmen des verstärkten Grenzaufsichtsdienstes zu ihren Dienststellen, während die übrigen Angehörigen der 6. Kompanie nach Belgien verlegt wurden, um dort hauptsächlich im Bewachungsdienst an Brücken und Kanälen eingesetzt zu werden. Wenige Stunden nach dem Einmarsch in Holland trafen die ersten kriegsgefangenen Soldaten bei verschiedenen Sammelstellen in Kaldenkirchen ein. Sie wurden im Zollschuppen des Zollamts Kaldenkirchen-Bahnhof untergebracht, wo sie bis zu ihrer baldigen Entlassung blieben. Nachdem die 30. Inf. Div. wenige Stunden nach Angriffsbeginn den Raum ihrer Winterquartiere verlassen hatte, bewegten sich in den folgenden Stunden und Tagen Truppeneinheiten der 2. und 3. Welle durch die Stadt in Richtung Grenze. Am späten Abend und in der Nacht des Pfingstsamstags marschierten am 11. Mai 1940 in breiter Front Einheiten der 216. Inf. Div. mit ihren Fahrzeugen von Breyell her durch die Kehr=, Hoch= und Steyler Straße. Trotz der späten Stunden standen viele Schaulustige an den Straßenrändern und den Fenstern der Häuser, um sich das militärische Schauspiel nicht entgehen zu lassen. Kurz nach Mitternacht waren Flugzeuggeräusche zu hören, von denen aber die wenigsten Notiz nahmen. Um 0.10 Uhr am Pfingstsonntag erstrahlte plötzlich das Stadtgebiet im hellen Licht einiger Leuchtbomben - schon schlugen Sprengbomben in Häuser und Hinterhöfe der Kehrstraße ein. Die blutige Faust des Krieges hatte zugeschlagen. Überall lagen tote und verwundete Soldaten und Zivilisten auf der Straße, auch in den Häusern waren Menschen getötet oder verwundet worden. Zerfetzte Pferde, zerschlagene Fahrzeuge, Trümmer der zerborstenen Häuser - ein Bild des Grauens. Sofort sperrten Soldaten und Polizeibeamte die Innenstadt. Im St. Clemens-Hospital erhielten die Verwundeten ihre ersten Notverbände angelegt. Was war geschehen? Flugzeuge der 77. britischen Squadron (Bomberstaffel) waren am späten Abend des 11. Mai 1940 gegen 20.35 Uhr von einem kleinen Flugplatz der halbkreisförmig um Reims/Nordfrankreich gelegenen Einsatzhäfen der Advanced Air Striking Force mit ihren Bristol-Blenheim-Bombern zur Bekämpfung der Maasübergänge und zum Angriff auf Hauptstraßen und Eisenbahnbrücken im Raume Aachen - M. Gladbach gestartet. Dabei hatten zwei Flugzeugbesatzungen die durch Kaldenkirchen marschierenden Kolonnen ausgemacht und nach Abwurf einiger Leuchtkörper mit Sprengbomben angegriffen. Eine Besatzung meldete nach Rückkehr zum Einsatzhafen direkte Treffer in einem Konvoi. Der Verfasser erhielt diese Mitteilung von der Air Historical Branch des Air Ministry in London. Er stellt sie besonders heraus, um damit ein Gerücht zu widerlegen, wonach ein allseits bekannter Venloer Sportflieger diese Bomben auf seine Nachbarstadt geworfen haben sollte. Bei Tagesanbruch schaffte man die verwundeten und getöteten Soldaten fort, die Verwundeten zunächst in ein Kempener Reserve-Lazarett, nach dessen Überfüllung in ein Reserve-Lazarett nach Gladbeck-Zwecke. Neun tote und mehrere verwundete Kaldenkirchener Bürger, 180 getötete und verwundete Soldaten waren Opfer dieses Angriffs geworden". Über den Angriff auf Kaldenkirchen gibt die Kriegschronik des Hauptzollamtes von 1943 Auskunft: In der ersten Pfingstnacht erlebte die Stadt Kaldenkirchen am 12. Mai 1940 ihre erste Feuertaufe. Während sich in den dunklen Straßen der Stadt die durchmarschierenden Truppen stauten, überflogen englische Flugzeuge den Ort. Plötzlich erstrahlten helle Kugeln den Himmel. Kaldenkirchen ist taghell erleuchtet. Keiner weiß, was dieses Schauspiel zu bedeuten hat. Keiner ahnt, daß in den nächsten Minuten der Schnitter Tod seine Opfer fordert. Da rauscht es schon vom Himmel herab und mit furchtbarem Getöse explodieren die ersten englischen Bomben in Kaldenkirchen. Verschiedene Häuser auf der Adolf Hitlerstraße werden getroffen. Kaldenkirchener Einwohner und Soldaten müssen ihr Leben lassen. Erst am nächsten Morgen erkennt man, welchen Schaden der feindliche Überfall in dem friedlichen Städtchen angerichtet hat. Heute noch denken die Kaldenkirchener mit Schrecken an diese Nacht zurück. Wenn auch später noch mehrmals Bomben auf den Stadtrand in der Nähe der Stadt gefallen sind, so wird diese Nacht von den Einwohnern Kaldenkirchens doch niemals vergessen werden. Von der an das Lobbericher Amtsgericht am 13.5.1940 gerichteten amtlichen Bitte um Begräbniserlaubnis stammen die nachfolgenden Namen und Altersangaben von acht Kaldenkirchener Bombenopfern. Es waren die Eheleute August *1885 und Anna Maria Driessen *1886, Katharina Linne von Berg *1912, Peter Wolters *1912, Wilhelm Johann Dreeßen *1922, Kurt Heinrich Peters *1923, Frieda Zimmer *1923, und Horst Jongmanns *1926, der am 13. Mai im St. Clemens-Hospital seinen Verletzungen erlag. Dr. Pauw gab die Zahl der Opfer im September 1941 mit 13 Toten und 14 Schwerverletzten an. Der materielle Schaden an Häusern war erheblich, besonders in der Kehrstraße. Allein an kirchlichen Gebäuden, insbesondere an den Kirchenfenstern belief sich der Sachschaden auf 4100 Mark. Der Krieg völlig überraschend in die Grenzstadt gekommen. Durch die ungünstige Lage an der Landesgrenze war Kaldenkirchen nicht an eine Warnzentrale angeschlossen, weswegen in dieser Nacht kein Fliegeralarm ausgelöst wurde. Der Einmarsch deutscher Truppen in die Niederlande fand nur bei nationalsozialistisch Verblendeten Kaldenkirchener Zustimmung. Mit dem Raum zwischen Roermond und Venlo war man zu sehr verbunden. Es gab viele verwandtschaftliche Beziehungen. Mit den Erfolgen der Wehrmacht entfernte sich der Krieg zunächst von der Grenze. Die städtischen Akten melden 1942 einen Grenzoffizierposten in Kaldenkirchen mit Unteroffizieren und Mannschaften. Der grausame Krieg zeigte sich aber beispielsweise in der Tatsache, das auf Bauernhöfen und in Fabriken französische Kriegsgefangene, junge Frauen aus Rußland und andere Zwangsarbeit leisten mussten. In Kaldenkirchen und Leuth wurden allein 296 Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion registriert. Die Zahl der Gefallenen aus Kaldenkirchen betrug bis zum 31.10.1943 soweit bekannt 66 und 8 wurden vermisst. Der Ausbau und die Verbesserung des Luftschutzes wurde während des Krieges zu einem wichtigen Aufgabengebiet auch der Stadtverwaltung. Der Lehrer Klingen war Leiter des örtlichen Reichsluftschutzbundes. Der Bürgermeister beklagte im September 1941 die unzureichende Anbindung seines Amtsbezirkes an das Luftwarnsystem. Er vereinbarte mit der örtlichen Bahnverwaltung die von ihrer Warnstelle durchgegebenen Warnkommandos sofort zu erhalten. Das gewährleistete das Kaldenkirchen nicht mehr ungewarnt von feindlichen Fliegern angeflogen werden konnte. Nach einem Protokoll vom 8.12.1941 des katholischen Kirchenvorstandes gehörte Kaldenkirchen nur zu den Luftschutzgebieten 3. Ordnung. Der Kommandant des Fliegerhorstes Venlo, Major Preller bestätigte im August, das durch die Errichtung militärischer Anlagen die Gemeinden Kaldenkirchen und Leuth besonders luftgefährdete Gebiete geworden sind. Der Bürgermeister hatte dem Landrat schon Anfang Juli 1940 über die regelmäßig in der Nacht erfolgenden Besuche feindlicher Flieger berichtet. 1943/44 wurden in den Außenbereichen Kaldenkirchens betonierte Luftschutz-Deckungsgraben gebaut. Im Bereich des Bruches sind heute noch einige der Bunker erhalten. Am 8.4.1943 richtete ein Luftangriff große Schäden an. Es brannte in zwei Fabriken und bei den Speditionen Gerlach und Ereska. Im Güterbahnhof brannte ein Güterzug. Während der ganzen Nacht waren vom Güterbahnhof Explosionen zu hören. Dort brannten 14 Waggons die deutsche Brandbomben geladen hatten. 278mal wurde im Jahr 1943 Alarm ausgelöst. Die Gesamtdauer der Alarme 289 Stunden und 15 Minuten. Zahlreiche amerikanische Bomben fielen am 25.2.1944 im Bereich des Heidenendes, die eigentlich dem Flugplatz nordöstlich von Venlo galten. 150 große Bombentrichter zählte man auf Kaldenkirchener Gebiet. Die im Grenzwald durchgeführten Bunkerbauten im Herbst und Winter 1944/45 im Grenzwald konnten den Vormarsch der Alliierten am Ende doch nicht verhindern. Die erste Auszeichnung eines Kaldenkircheners mit dem Ritterkreuz löste in der Bevölkerung große Begeisterung aus. Bürgermeister Dr. Pauw sandte am 6.3.1944 dem verwundeten Oberfeldwebel Josef Beginen folgendes Glückwunschtelegramm in sein Breslauer Lazarett: Von Ihren Eltern erhielt ich die frohe Kunde, daß der Führer Ihnen das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes verliehen hat. Voll stolzer Freude über die Ihnen durch den Führer zuteil gewordene hohe Auszeichnung entbiete ich Ihnen namens Ihrer Vaterstadt die herzlichsten Glückwünsche und verbinde damit die besten Wünsche für Ihre baldige Genesung in der frohen Erwartung, Sie bald in Ihrer Vaterstadt begrüßen zu können. Nach seiner Entlassung bereitete man Josef Beginen einen feierlicher Empfang in Kaldenkirchen. Die Ereignisse der kommenden Monate schildert Emil BECKER in seinem Bericht wie folgt: "Einige Wochen nach der Invasion der Alliierten in der Normandie (6. Juni 1944) zogen etwa 2000 bis 2500 Schanzer, Menschen aus den verschiedensten Berufen, die nicht unmittelbar im Kriegseinsatz standen, in Kaldenkirchen ein. Sie wurden in einigen zu Massenquartieren hergerichteten Sälen und später auch in Schulen der Stadt untergebracht. Ihre Aufgabe war, längs der Grenze und weiter landeinwärts Verteidigungsstellungen in Form von Panzergräben, Deckungslöchern und Widerstandsnestern zu bauen. Auch die noch nicht zum Kriegsdienst einberufenen männlichen Jugendlichen bauten an diesen Verteidigungswerken mit, soweit sie als Angehörige der, Kriegseinsatzgefolgschaft der Hitler-Jugend vom Schulbesuch oder von ihren Arbeitgebern freigestellt worden waren. Mit dem Vormarsch der Alliierten Armeen durch Holland nahm die Fliegertätigkeit erheblich zu. Ständig waren Tiefflieger in der Luft und belegten Straßenkreuzungen und Einzelziele mit Bomben und Bordwaffen. Der Verkehr auf den Straßen war nur noch in der Dämmerung oder bei Nacht möglich. Ein im Bahnhof Kaldenkirchen stehender Munitionszug geriet am 19.10.1944 durch Bordwaffenbeschuss in Brand. Die sich anbahnende Katastrophe wurde durch den selbstlosen Einsatz einiger Eisenbahner verhindert, welche die brennenden Waggons abkoppelten und in Richtung Grenze aus dem Bahnhof schoben". Die Front rückte immer näher. Ab September 1944 überstürzten sich die Dinge. Zu einen der letzten Amtshandlungen des Bürgermeisters Dr. Pauw gehörte die Anweisung an die Schulleiter vom 4.9.1944. Der Unterricht sollte eingestellt werden, da die Schulen zu Massenquartieren umgewandelt wurden. Bald danach wurde er von den Nazis abgesetzt. Mehrere Tausend Personen im Amt Kaldenkirchen waren auf Anordnung des Gauleiters unterzubringen. Nach dem schließen der Schulen im Oktober 1944 wurden die Lehrer zur Schanzarbeit und die Lehrerinnen zur Arbeit in der Industrie verpflichtet. Ein Brief des Dr. jr. Hans Dahmen aus Kaldenkirchen an seinem sich im Kriegsdienst befindlichen Bruder Walter Dahmen, vom 26.9.1944 schildert die Ereignisse wie folgt: "Ich kann mir ja nun denken, daß Du um uns und Deine nähere Heimat besorgt bist, wenn Du aus den Heeresberichten hörst, daß der Krieg uns jetzt bedenklich auf die Pelle rückt. Noch ist hier alles ruhig, wenn man auch aus der Ferne schon das dumpfe Grollen des Artilleriefeuers vernimmt und aus den Truppenbewegungen entnehmen kann, daß die Front nicht weit von hier ist. Mutter ist natürlich sehr in Sorge. Sie tut uns sehr leid, wo das Gespenst der Räumung uns jeden Tag seine Fratze zeigt. Es ist bitter! Hoffen wir, daß das uns doch erspart bleibt. ... Sonst ist hier in Kaldenkirchen so allerhand Bewegung. Die ganze männliche Bevölkerung von weither bis ins Industriegebiet, arm und reich, ist zum Schanzen aufgeboten, die ganze Grenze entlang und bis tief nach Holland hinein. Einige tausend Hitlerjungen waren auch dabei. Es war ein toller Betrieb! Jetzt ist es etwas ruhiger geworden. Die Arbeiten sind jetzt näher an der Front. Dem Tommy wird es sehr sauer gemacht! Kilometerweit dehnt sich ein tiefgestaffeltes Grabensystem zum Schutz der Westgrenze aus. Es scheint ja nun, als ob der Krieg in das entscheidende Schlußstadium eingetreten ist. Hoffen wir, daß das Ende für unser Vaterland ein glückliches sein wird!". Es wurde am 1.10.1944 zur freiwilligen Räumung Kaldenkirchens aufgefordert. Im Verzeichnis der Fliegeralarme heißt es, das sich 1050 Personen meldeten die am Abend des 2. Oktober mit zwei Sonderzügen in Richtung Soest beziehungsweise ins Siegerland abfuhren. Das Leben in Kaldenkirchen wurde immer unerträglicher. 320mal wurde in diesem Monat Fliegeralarm ausgelöst. Ein weiterer Evakuierungstransport in den Kreis Stassfurt wurde am 17.11.1944 angekündigt, der auch zustande kam. Diejenigen die Verwandte und Bekannte außerhalb der grenznahen Zone hatten, suchten dort für die nächste Zeit Unterschlupf. In einem Brief vom 21.11.1944 schildert eine Mutter die mit ihren sechs Kindern in Süchteln bei Verwandten Unterkunft fand, die fast völlige Evakuierung Kaldenkirchens: Aus Kaldenkirchen ist schon 5 Tage keine Post mehr fortgegangen. ... Heute Mittag ist die letzte Kuh aus Kaldenkirchen fortgegangen. Für morgen habe ich noch Milch. Doch sind wir jetzt schon ohne Brot. Es sind aber auch fast keine Menschen mehr hier. Die Bauern fahren auch am Donnerstag alle zusammen fort. Die Artillerie schießt schon bis hier und die Flieger sind dauernd über uns. ... Vorgestern konnte man in den Geschäften ohne Kleiderkarten kaufen, was man nur wollte. Doch was soll man mit den Sachen anfangen? Wir können ja doch nicht viel mitnehmen. ... Wir wollen hoffen, daß diese Leidenszeit bald ein Ende hat. In nur wenigen Stunden wurde die Stadt am 23. November entgültig geräumt. Zu den Hauptaufnahmeorten der per Bahn abtransportierten Menschen gehörten Aschersleben, Derenburg bei Halberstadt und Dahlbusch im Siegerland. Mit der Sprengung der Straßenbrücke Venlo/Blerick war nun jedem klar, das sich künftig die Kampfhandlungen am Ostufer der Maas abspielen würden. Emil BECKER zu den militärischen Einzelheiten: "Das II. Fallschirm-Korps erhielt den Befehl, eine neue Verteidigungslinie im Abschnitt Venlo/Roermond aufzubauen und mit allen Kräften zu halten. In Kaldenkirchen kontrollierte die Division 606 z.b.V. mit ihren Einheiten die Stadt und den Raum südlich davon. Sie richtete im St. Clemens-Hospital und in der Schule Feldlazarette ein. Die Zufahrtsstraßen in die geräumten Grenzgebiete überwachten Feldjäger dieser Division, nur mit einer Bescheinigung der in Breyell eingerichteten Außenstelle der Stadtverwaltung war Zivilpersonen ein Betreten der Stadt erlaubt". Die alliierten Angriffe auf den deutschen Maasbrückenkopf Venlo, brachten die fast menschenleere Stadt in der Endphase des Krieges in unmittelbare Frontnähe. Die Angriffe der Luftwaffenverbände wurden noch einmal verstärkt. Der Endkampf um den Brückenkopf Blerick begann Anfang Dezember 1944. Vom 7.12.1944 bis zum Einmarsch alliierter Truppen war Kaldenkirchen ohne Bürgermeister. Die Restverwaltung Kaldenkirchens befand sich in Schiefbahn. Die Feuerwehr wurde nach Lank evakuiert. Aufenthaltserlaubnisse für das innerhalb der Abschirmlinie liegende Kaldenkirchen, wurden im Auftrag des Landrates im Januar 1945 unter dem Siegel des Amtes Kaldenkirchen in Kaldenkirchen z.Zt. Breyell ausgestellt. So folgerichtig die Evakuierung Kaldenkirchens auch erscheint, hielt sich die mit Vorwürfen verbundene Mutmaßung, das die Räumung der Stadt vermeidbar und gar willkürlich war. Im Rahmen der Entnazifizierung des ehemaligen NSDAP-Ortsgruppenleiters Ernst Götsch wurde der ganze Vorgang 1950 aufgegriffen. Das Verfahren fand am 24. März im Sitzungssaal des Rathauses statt. Die "Rheinische Post" Berichtet in einem Artikel vom 27.3.1950 über den Sitzungsverlauf: "Der Oberzollinspektor Ernst Götsch, zuletzt Ortsgruppenleiter in Kaldenkirchen, wurde in einem öffentlichen Entnazifizierungsverfahren am Freitag, dem 24. März, in Gruppe III eingeordnet. Bis zum 24.3.52 darf er keine öffentlichen Funktionen bekleiden. Er erhält vierzig Prozent seiner Pensionsbezüge, die er sich bis zum 30.1.33. erdient hatte. Das war das Ergebnis einer sechsstündigen Verhandlung im Rathaussitzungssaal in Kaldenkirchen, an der die Bevölkerung regen Anteil nahm. Der Sitzungssaal war brechend voll. Es ging dabei weniger um Götsch, dessen Belastung als Aktivist im Sinne des Dritten Reiches allein auf Grund seiner Personalakte fraglos war, sondern um die Hintergründe und die Schuld an der Evakuierung Kaldenkirchens im November 1944, die für die Bevölkerung so furchtbare Folgen hatte. Allein der entstandene Sachschaden beläuft sich auf über neun Millionen DM. Die Bevölkerung wirft Götsch, der allgemein als gefürchteter und fanatischer Nazi galt, die Verantwortung für die Evakuierung vor. Es konnte durch Zeugenaussagen nachgewiesen werden, daß nicht Götsch, sondern der frühere Kreisleiter Kinkerlin für die Evakuierung verantwortlich ist. Götsch sei jedoch ein willfähriges Werkzeug Kinkerlins gewesen und müsse zweifellos die totale Evakuierung verantworten, die nirgendwo so rigoros und konsequent durchgeführt worden sei wie in Kaldenkirchen. Der Versuch Götschs, die letzte Verantwortung für die Räumung der Wehrmacht zuzuschieben, scheiterte, weil nach Aussage Hoffmanns, des damaligen kommissarischen Bürgermeisters von Breyell, der IA der zuständigen Division, Oberst Raeder, scharfer Gegner der Räumung gewesen sei und sie in Bausch und Bogen für Unfug erklärt habe. Auch war es nicht möglich, die totale Evakuierung allein auf Parteibefehle zurückzuführen. Denn der frühere Ortsgruppenleiter Voss, zur Zeit Rechnungsprüfer in englischen Diensten, der einzige Entlastungszeuge für Götsch, gab zu, einen Führerbefehl gekannt zu haben, nach dem die Bewohner nicht gegen ihren Willen mit Gewalt evakuiert werden durften. Warum ist dann aber am Ende die Räumung so rücksichtslos durchgeführt worden? Es scheint, daß die Kreisleitung die Maßnahme, die sie monatelang vorbereitet hatte, auch durchführen wollte ohne jede Rücksicht auf die Bevölkerung, aus Prestigegründen und als Beweis ihrer technischen Fähigkeiten. Die Evakuierung wurde durch Artillerietreffer, die am 19. November 1944 in die Stadt gingen, ausgelöst. Nach Aussage Hoffmanns wären die Schüsse von deutscher Seite abgegeben worden, um Kaldenkirchen zur Räumung reif zu schießen. Hoffmanns, der im entscheidenden Augenblick bei der Kreisleitung war, sagte aus, daß ein Mann der Kreisleitung sich den ganzen Morgen an der Front aufgehalten hatte. Mittags seien dann die Einschläge erfolgt, obwohl die Front vorher und nachher die gleiche geblieben sei. Auf der Kreisleitung habe man geradezu aufgeatmet, weil man endlich einen Grund gehabt habe, die Evakuierung anzuordnen. Wieweit Götsch die Verantwortung für einen solchen Befehl trägt, konnte nicht bewiesen werden, obwohl Mathias Terstappen bezeugte, daß der amerikanische Kommandant ihm beim Einmarsch versichert habe, der Ortsgruppenleiter Kaldenkirchens habe den Befehl gegeben, in die Stadt zu schießen. An Götsch blieb freilich die Härte hängen, mit der die totale Evakuierung durchgeführt worden war. Eine Reihe Zeugenaussagen bestätigte das. Und sein Vorgänger im Amt, Voß, meinte, daß er es nicht so wie Götsch gemacht haben würde. So fiel die Aussage des einzigen Entlastungszeugen auf Götsch zurück, wie manche Aussage von Götsch selbst. Er wollte seine eigene Überzeugung und seinen "Glauben" gewürdigt wissen. Ein Beisitzer fragte, ob er die Überzeugung anderer gewürdigt habe. Götsch beantragte für seinen Lebensabend einen bescheidenen Unterhalt und mußte sich vom Sparkassenvorstand Johannes Münter fragen lassen. warum er selbst im entscheidenden Augenblick, als er seine Hilfe bei der Verlegung der Kasse ausschlug, nichts getan habe, anderen diesen Lebensunterhalt zu garantieren. Gottlieb Assenheimer vom Ortskomitee sah die Schuld Götsches als erwiesen an allein durch die Tatsache, daß Götsch sich als einziger Beamter nach dem Zusammenbruch nicht gestellt habe. Er sei vielmehr in die Ostzone ausgewichen, aus der er nicht zurückgefunden hätte, wenn er nicht, durch die Kaldenkirchener Stadtverwaltung aufgestöbert, gefürchtet hätte, von den Russen gefaßt zu werden. Götsch gab das auch zu". Wenn auch nicht geklärt werden konnte wer die Verantwortung für die Evakuierung hatte, so zeigt die Aufarbeitung des Geschehens 1950, das sie von vielen Kaldenkirchener als eine vermeidbare Maßnahme betrachtet wurde. Auch zahllose Limburger am Ostufer der Maas mussten Evakuiert werden, man brachte sie in die nordöstlichen Provinzen des Landes. Alle Bemühungen, in der Heimat bleiben zu dürfen. waren gescheitert. Sie zogen in langen Trecks auch über deutsches Gebiet in die Fremde. Der Kaldenkirchener Bahnhof war im Januar 1945 Schauplatz des massenhaften Exodus Venloer Bürger. Durcheinander und Chaos prägten wochenlang die Situation. Frierende Menschen zogen nach Kaldenkirchen und warteten oft vergeblich auf Abtransport. 3800 Venloer Flüchtlinge wurden in der Nacht vom 17. auf den 18. Januar von Kaldenkirchen nach Groningen abtransportiert. Hunderte Tegelener wurden im Februar nach Kaldenkirchen getrieben. Etliche Venloer Bürger warteten hier die Befreiung ihrer Heimat ab. Emil BECKER hat auch die letzte militärische Phase einschließlich der Einnahme Kaldenkirchens durch die Amerikaner ausführlich dargestellt: "Durch die deutsche Ardennen-Offensive, die im Dezember 1944 gegnerische Kräfte von der Front des II. Fallschirm-Korps abzog, trat zunächst im Abschnitt an der Maas eine gewisse Entspannung ein. Dann aber beeinflußte die am 8.2.1945 im Raume Kleve beginnende Offensive der 1. kanadischen Armee, die zur Herauslösung der 8. Fallschirmjäger-Division zwang, die Lage im Frontbogen an der Maas entscheidend. Als auch die 9. amerikanische Armee am 23.2.1945 aus ihren Stellungen längs der Roer aufbrach und zwischen Düren und Ratheim den Fluß überschritt, um in nordöstlicher Richtung ihre Offensive fortzuführen, wurde die Lage für die zwischen Maas und Grenze eingekeilten deutschen Verbände kritisch. Sie bewirkte schließlich die Zurücknahme der Front aus dem Maasabschnitt bei Roermond in die Linie Venlo-Kaldenkirchen-Dülken-Viersen. Am 27.2.1945 setzte die 35. Division im XVI. amerikanischen Korps mit Truppen und Nachschub über die Roer und trat in nördlicher und nordwestlicher Richtung ihren Vormarsch in Richtung Wassenberg an, um von dort aus am nächsten Tag in Richtung Wildenrath/Wegberg weiter nördlich vorzustoßen. In Wildenrath bildete das Korps aus Teilen der 35. amerikanischen Division eine gepanzerte Kampfgruppe, die am nächsten Tag bis Venlo vorstoßen sollte. Diese Kampfgruppe ... trat am 1.3.1945 gegen 7.00 Uhr aus dem Raume Wildenrath zum Vorstoß auf Venlo an. Nach Überwindung anfänglichen Widerstandes im Raume zwischen Elmpt und Brüggen erreichte die Spitze der Kampfgruppe über Bracht gegen 15.00 Uhr den Stadtrand von Kaldenkirchen. Ohne einen Widerstand zu finden, stieß Leutnant-Colonel Dalia mit seinem Panzer-Bataillon 784 durch die Stadt und erreichte über Schwanenhaus gegen 16.00 Uhr bereits Venlo. Die nachfolgenden Einheiten der Kampfgruppe, die zumeist aus farbigen Soldaten bestand, durchkämmten die Straßen und Häuser der Stadt nach versprengten deutschen Soldaten, um dann ebenfalls weiter in Richtung Venlo zu marschieren. Am nächsten Tag bezogen Soldaten des amerikanischen Inf.-Regiments 137 für einige Tage Quartier in Kaldenkirchen. Als Auswirkung des schnellen Vormarsches der Einheiten des XVI. amerikanischen Korps mußte der Kommandierende General, Gen. Lt. Simpson. am 3.3.1945 seinen Gefechtsstand von Sittard/Holland nach Kaldenkirchen verlegen und übernahm dort ab 18.00 Uhr wieder die Gefechtsführung seines Korps. Hier blieb er, bis er am 8.3.1945 seinen Gefechtsstand nach Nieukerk verlegte". In Kaldenkirchen war zwar der Zweite Weltkrieg zu Ende, Elend, Leid und Not aber noch lange nicht. Eine amtliche Aufstellung vom August 1948 gibt an das 162 Kaldenkirchener vermisst und 73 noch in Gefangenschaft sind (52 in der Sowjetunion, 10 in Frankreich, 6 in Polen, 3 in Ägypten und 2 in Jugoslawien). Das Heimatbuch des Kreises Kempen-Krefeld von 1951 (S.40) gibt an: 157 Kaldenkirchener Wehrmachtsvermisste, 49 Zivilvermisste und 12 Kriegsgefangene, Internierte, Untersuchungs- oder Strafgefangene. Die Broschüre des "Bürgervereins Kaldenkirchen" nannte 1995 nach gründlichen Erkundungen die Namen von "358 Kaldenkirchener Toten des 2. Weltkrieges, untergliedert in 217 Gefallene, 77 Vermisste sowie 64 Personen, die durch besondere Kriegseinwirkungen ums Leben kamen".